Vogelflug

Schließe Deine Augen und stelle Dir vor, Du seist ein Adler. Halt – bevor Du Deine Augen zumachst, lies erstmal weiter, denn woher willst Du sonst wissen, was Du Dir vorstellen sollst!

Blauer Himmel, ein paar weiße Wölkchen ziehen, der Wind pustet durch‘s Gefieder und Du spürst die Wärme der Sonne auf Deinen Schwingen. Ein Blick nach unten in das klare, sich schier endlos erstreckende Wasser läßt Dich einen Schwarm Weißfische erkennen, die das Licht der Sonne mit ihren Schuppen reflektieren und nur Deine scharfen Adleraugen lassen Dich wissen, daß die klein wirkenden, schwarzen Flecken am Horizont Inseln sind – die Ausläufer eines Kontinentes – Arcoris.

Die kleinen Inseln, die Du als erstes als solche erkennen kannst, wirken unbewohnt – teils scheinen sie nur aus bloßem Sand zu bestehen. Dann erblickst Du andere, die so stark bewachsen sind, daß Du kaum ein Fleckchen Erde entdecken kannst.

Weiter – rechts am Horizont erscheint ein schneebedeckter Gebirgskamm, der gigantisch den trockenen, sandfarbenen Westen vom Grün des Ostens teilt. Unter Dir, noch immer das Blau des Ozeans, fällt Dein Blick auf das bunte Treiben einer großen Küstenstadt. Prächtige Segler liegen vertäut im Hafen. Dein Flug trägt Dich weiter und mit kräftigen Schlägen hoch hinaus in die klare, kalte Luft der Berge. Ein helles, wiederkehrendes Klingen vermengt sich mit dem Pochen Deines Pulses. Die Schmiede der Zwerge. Laß Dich von den nicht enden wollenden Felsformationen leiten – nach Norden. Wolken ziehen auf und verwähren den freien Blick nach Osten. Erst Stunden später, Du gleitest, kilometerhoch, die Berge fallen hinter Dir zurück und das Land wird flach wie ein Teller. Darin ein großer, roter Fleck aus Ziegeldächern, durchwebt von einem verworrenen, dunklen Netz aus Straßen. Immer noch zieht es Dich nach Norden, vorüber an einem weiteren, kleineren Gebirge, aus dem beständig zahlreiche Quellen sprudeln und mit ihrem frischen Wasser die Flüsse speisen. Vorbei an idyllisch gelegenen Dörfern zwischen hügeligen Wiesenfeldern. Weiter – über ein undurchdringliches, dunkelgrünes Blätterdach. Bis es mit einem Male abreißt und Dir der Anblick des stahlblauen Ozeans den Atem raubt. In einer weiten Schleife ostwärts wendest Du, über einer unwirtlichen, Schnee und Eis bedeckten Halbinsel. Auch sie hat ihren Charme. Du gleitest tiefer, nur wenige Meter über der gekräuselten Wasseroberfläche. Das Land zu Deiner Rechten, ist erfüllt vom frischem Grün der Pflanzen, von flatternden Schmetterlinge so groß wie aufgeschlagene Bücher, vom Leben. Es summt, brummt und fiepst voller Lebenslust und findet seine Steigerung bis zum letzten Zipfel einer weiteren Halbinsel. Der Feenwald. – Ein paar Stunden begleitest Du ein Schiff weiter nach Süden, dann taucht wieder Land unter Deinen Schwingen auf. Eine Insel. Groß, prächtig und dicht besiedelt. Du schließt den Kreis, wendest Dich nach Westen. Ein Schwarm Weißfische reflektiert das orange Licht der untergehenden Sonne. Einige kleine, schwarze Flecken am Horizont erwecken Deine Aufmerksamkeit: Inseln – die Ausläufer eines Kontinentes…


Nur Du, der Du jetzt diese Meisterinfo liest, weißt, daß diese Inseln tatsächlich unbewohnt sind (Tiere ausgenommen) und vom Schöpfer – also von mir – höchstpersönlich aus dem Boden gestampft worden sind, um Platz für Deine Phantasie und Universalabenteuer zu lassen. Und wer sagt schon, daß mit der Landkarte auch die Welt endet?!